Die fesselnde Geschichte des Capitol Lichtspielhauses in Schwenningen

 

DIE KINO-PIONIERE AUS SCHWENNINGEN

 

Jakob Grötzinger startete im Jahr 1913 seine Karriere im Kinogeschäft und errichtete das Apollo-Kino - Das erste Kino in Schwenningen. Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm er das Kino Rössle. Im Jahr 1927 baute er das imposante Capitol-Kino, das zum größten in Baden-Württemberg wurde. Später, im Jahr 1956, errichtete er das Kino City und zusätzlich das Kino Orion.

Jakob Grötzinger prägte die Kinolandschaft in der Region und schuf beliebte Treffpunkte für Filmbegeisterte. Sein Engagement und seine Leidenschaft für das Kino trugen maßgeblich zur Entwicklung der Filmkultur bei.

 

GROSSES HAUS & WENIG ZEIT

 

Im März 1926 wurde von jakob Grötzinger das Baugesuch für das Capitol eingereicht, und im Dezember desselben Jahres wurde der Baubeschluss gefasst.

Der Bau des Capitols begann Anfang 1927 und sollte nur wenige Monate dauern. Die Baukosten wurden auf etwa 120.000 Reichsmark geschätzt.

 

DIE ERÖFFNUNG DES CAPITOLS

 

Am 4. November 1927 wurde das Capitol Lichtspieltheater, der Bau "um den uns eine Großstadt beneiden könnte" eröffnet. Mit dem außverkauftem Filmschauspiel

"Der Katzensteg" und der weltberühmten "Urbani Truppe" wurde 1927 ein Meilensteig gelegt.

 

DAS KINO ALS WICHTIGES MEDIUM

 

Bis in die 1930er Jahre breiteten sich "Lichtspielhäuser" massenhaft aus. Mehr als 5000 Kinos lockten etwa 4-5 Millionen jährliche Besucher an. Als besonders beliebt galten Grusel & Historienfilme.

Auch das Capitol gewann als Unterhaltungszentrum der Stadt äußerste Beliebtheit, wobei die ersten Kinofilme die gezeigt wurden, vor allem Unterhaltungsfilme für die Franzosen waren. Eben diese sollten die Zukunft des Capitols prägen.

 

ZWEI BRÄNDE UND DAS CAPITOL SCHRUMPFT

 

Am 5. Oktober 1947 ereignete der erste(!) Brandvorfall im Capitol Lichtspieltheater. Ursache war ein glimmender Zigarettenstummel, der zur vollständigen Zerstörung des Balkons, der Wandbespannung und des Bühnenvorhangs führte. Es wurde vermutet, dass es sich um Brandstiftung handelte, die von französischen Besatzungstruppen begangen wurde, die an diesem Abend eine Sondervorstellung unter Eigenregie hatten.

 

In den 1960er Jahren stand das Kino vor einer großen Herausforderung: Das Fernsehen wurde zur größten Konkurrenz. Viele Bürger waren nicht mehr bereit, ins Kino zu gehen und bevorzugten das Fernsehprogramm in ihren eigenen Wohnzimmern. Die Auswirkungen waren spürbar, und das Capitol beschränkte sich nach großen umbauten nur noch auf den Balkon, während die übrigen Bereiche des Kinos vorerst leer blieben.

 

Trotz der Kino-Krise wurde ein neues Kino mit 80 Sitzplätzen in den leerstehenden Räumen des Capitols von den Gebr. Grötzinger gebaut. Vor allem, um den Ansprüchen der Kinoverleiher gerecht zu werden. Viele Filme muss man über Wochen hinweg zeigen. Hierbei bietet es sich an, nach gewisser Zeit auf ein kleineres Kino zurückzugreifen. Am 7. Juni 1968 wurde es eröffnet und war das vierte Kino in der Stadt.

 

Am 22. Juni 1970 ereignete sich im Capitol ein verheerender Dachstuhlbrand, der durch die Funkenerzeugung eines Schweißgerätes der Dacharbeiter ausgelöst wurde. Der Brand betraf einen Großteil der Bestuhlung, die Decke und die Leinwand des Kinos. Um das Feuer einzudämmen, wurden sieben Löschfahrzeuge und 35 Feuerwehrmänner eingesetzt. Nach etwa einer Stunde gelang es ihnen, das Feuer unter Kontrolle zu bringen. Der entstandene Schaden wurde auf etwa 300.000 Mark geschätzt.